KI-Trends 2024: Wettrennen, Regulierungsdiskussionen und Atomstrom

31. Dezember 2024 um 08:00
  • technologien
  • Künstliche Intelligenz
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Illustration: Erstellt durch Inside IT mit Midjourney

Inside-it.ch wirft einen Blick auf die KI-Haupttrends des Jahres 2024.

Das technologische (und politische und soziale) Thema, das die IT-Welt 2024 am meisten bewegt hat, ist ganz klar die Künstliche Intelligenz. Das kann man schon an der schieren Menge der Artikel auf inside-it.ch ablesen, in denen KI eine Haupt- oder zumindest eine Nebenrolle spielt. Im Verlauf des Jahres 2024 waren es rund 180.
Eine wenig gewagte Prognose: KI wird auch 2025 die ICT-Nachrichten dominieren.

Heftiger Wettkampf

Zwischen den IT-Konzernen ist ein grosses Wettrennen im Gang. Die beiden für die breite Öffentlichkeit wohl sichtbarsten Kontrahenten sind Google und das Gespann OpenAI und Microsoft, da sie ihre KI-Services über ihre grossen Plattformen Chrome, Google Search, Windows, Linkedin sowie Facebook und Co. direkt der breiten Masse anbieten können. Um ihre Reviere abzustecken haben alle grossen Player dieses Jahr in schnellem Takt neue, verbesserte Versionen ihrer Flaggschiff-Modelle veröffentlicht oder angekündigt. Allein im Dezember waren es, um nur die neusten zu nennen, Gemini 2.0 von Google, o1 von OpenAI und Llama 3.3 von Meta.
Aber auch die Anbieter, die ihre Systeme an Unternehmen verkaufen wollen, sind nicht untätig. Dazu gehören beispielsweise Salesforce, Oracle, IBM/Red Hat und selbstverständlich AWS. Auch die Open-Source-Szene will nicht abseits stehen. Open Source sowie "Schweizer Werte" sind zudem bei Schweizer KI-Initiativen ebenfalls ein grosses Thema, beispielsweise dem KI-Institut der beiden ETHs.

Die grosse Diskussion um die KI-Regulierung

Die "Schweizer Werte" bringen uns zur politischen und sozialen Dimension der Künstlichen Intelligenz, die auch in diesem Jahr für grosse Diskussionen sorgte. In der EU wurde der "AI Act" endgültig angenommen, das weltweit erste Gesetzeswerk zur Regulierung von KI. Der AI Act hat sowohl viel Lob als auch viel Kritik hervorgerufen. Auf Inside-it.ch haben wir dazu diverse Gastautoren zu Wort kommen lassen, die das Thema unter anderem aus wissenschaftlicher Sicht, aus der europäischen Sicht oder aus der Schweizer Sicht analysiert haben. Auch die Auswirkungen auf Schweizer Unternehmen haben unsere Experten beschäftigt.
Der Bundesrat hat erst Mal gewartet und beobachtet, was die EU in Sachen KI-Regulierung unternimmt. Bis Ende dieses Jahres Jahr wolle er eine "politische Auslegeordnung mit möglichen Optionen für sektorielle und wo nötig horizontale regulatorische Massnahmen im Bereich KI zu erarbeiten". Das hat er zumindest im August 2023 angekündigt, bis zur Verfassung dieses Artikels am 20. 12. ist dies aber noch nicht geschehen.
Dazu wie die Schweizer KI-Regulierung aussehen sollte, gibt es diametral unterschiedliche Forderungen. Gruppierungen wie Algorhithmwatch oder die Digitale Gesellschaft wollen eine griffige Regulierung, die vor allem der Diskriminierung von bestimmten Bevölkerungsgruppen durch KI-Systeme eine Riegel vorschieben soll. Vertreter der Wirtschaft oder der ICT-Branche auf der anderen Seite sind gegen "Überregulierung" und wollen eine schlanke, innovationsfördernde Regelung.

Bedrohlich wachsender Energieverbrauch

Ein Thema, dass die Politik in Zukunft ebenfalls immer mehr beschäftigen könnte, ist das rapide Wachstum des Energieverbrauchs von Rechenzentren, das gegenwärtig vor allem von KI-Services verursacht wird. Vielerorts wird sich die Frage stellen, ob eine Energiewende zu schaffen ist, wenn die RZs so viel Strom verschlingen. In Irland beispielsweise könnten Rechenzentren in wenigen Jahren bereits mehr Energie verbrauchen, als die gesamte Bevölkerung der grünen Insel.
Auch die KI-Anbieter selbst wissen, dass die vorhandenen Kapazitäten zur Stromerzeugung kaum ausreichen, um ihren Bedarf zu stillen. Gleichzeitig wollen sie alle auch als "klimafreundlich" gelten und setzen deshalb neuerdings teilweise auf Atomstrom. Google will ihn einkaufen, Amazon will ihn sogar teilweise selbst erzeugen. Und Microsoft möchte ein altes Atomkraftwerk in Three Mile Island wiederbeleben. Noch vor kurzem wäre es kaum denkbar gewesen, dass die Techriesen statt auf Solar- oder Windkraftwerke zu setzen plötzlich die Vorzüge von "grünem" Atomstrom preisen.



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